Salon Rouge im April

Veröffentlicht am 04.05.2023 in Aktuelles

Salon Rouge im April: „Schon alles zu spät? Was braucht unser Schulsystem, um zu funktionieren?“

 

Der Lehrermangel und die schleppende Digitalisierung sind nur zwei von vielen Problemen im deutschen Schulsystem. Die Diskussionsrunde „Salon Rouge“ des SPD-Ortsvereins hat sich im April mit den Problemen in der Schule auseinandergesetzt. Kai Nopper, Schulleiter der Gemeinschaftsschule Schreienesch in Friedrichshafen, gab einen Impulsvortrag. Dabei kam neben dem Lehrermangel und der schleppenden Digitalisierung auch das Thema der Chancengleichheit zur Sprache.

 

Im gut gefüllten Café des GPZ began Kai Nopper seinen Impulsvortrag mit einer Bestandsaufnahme. Aus Noppers Sicht beginnen einige Probleme bereits vor der Schulzeit. Durch den Mangel an Kindergartenplätzen kämen viele Kinder ohne die nötigen Fähigkeiten und Kompetenzen in die Schule. Gerade Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen und Familien, in denen Deutsch nicht Muttersprache ist, würden so benachteiligt. In der Schule könnten diese Defizite nur schwer aufgefangen werden.

 

Verstärkt werde dies durch den Lehrermangel, der in Deutschland mittlerweile auf über 80.000 fehlende Lehrkräfte angewachsen sei. ”Faktoren wie die ungleiche Bezahlung der Lehrkräfte und die Überforderung aus den immer größer werdenden Aufgaben, haben negative Auswirkungen auf angehende Lehrkräfte,” so der Experte. Ein Drittel dieser überlege deshalb nach etwa fünf Jahren den Beruf zu wechseln. Daher fehlten Ressourcen, um Inklusion, Erziehung, Digitalisierung und die Vermittlung von Basiskompetenzen umzusetzen. “Es fehlt zudem an passgenauen Fortbildungsmaßnahmen,” sagte Nopper.

 

Nopper zählte auch auf, was sich aus seiner Sicht am Schulsystem verbessern müsste. So plädierte er für ein längeres gemeinsames Lernen bis zur 9. Klasse sowie für mehr Wahlmöglichkeiten, um Freiraum für Themen zu schaffen und den Bildungsplan zu verschlanken. Er wünscht sich eine stärkere Fokussierung auf den individuellen Bildungsstand der Schülerinnen und Schüler. “Es braucht mehr Lehrerpersonal und kleinere Klassen, mehr schulpsychologisches Fachpersonal und Verwaltungsangestellte, um den Schulalltag zu entlasten,” forderte Nopper.

 

SPD-Gemeinderat Werner Nuber machte in der anschließenden Diskussion deutlich, dass viele Probleme in den vergangenen Jahren bereits angegangen worden sind. So sei gelebte Inklusion bereits an allen Schulen verpflichtend und die digitale Ausstattung der Schulen sei zumindest vorangeschritten. Der Bildungsexperte und langjährige Landtagsabgeordnete Norbert Zeller plädierte in der Diskussion für ein zweigliedriges Schulsystem. Die Gemeinschaftsschule müsse dafür gestärkt werden, so Zeller, der als Leiter der Stabsstelle Gemeinschaftsschule wesentlich am Aufbau dieser beteiligt war.

 

Als weitere Herausforderung stellte sich in der Diskussion der große Bevölkerungszuwachs heraus. Unter anderem durch die großen Fluchtbewegungen seit 2015, ist die Bevölkerung um knapp fünf Prozent gewachsen. Viele Kinder hätten daher Deutsch nicht als Muttersprache gelernt und sind von Flucht oder Krieg traumatisiert. Das steigere den Betreuungsbedarf zusätzlich.

 

Das Fazit der Veranstaltung lautete: Es braucht ein anderes Verständnis von Schule mit mehr Gestaltungsspielräumen für Lehrer:innen, Schüler:innen, und Schulleiter:innen. Die Schule sei schließlich die letzte Institution, welche die Klammer der Gesellschaft bilde, d.h. die alle Menschen aus den verschiedensten Schichten und mit den unterschiedlichsten Erfahrungen verbinden würde.

 

Um die aktuellen Probleme zu beheben, müssten auch die Eltern wesentlich lauter werden. Diese wären immer noch erstaunlich leise, da die Konsequenzen der Schulmisere im Bodenseekreis noch nicht so schlimm seien, wie in anderen Landkreisen. Aber auch, weil sich die Probleme zwischen den einzelnen Akteuren wie Schulamt, Regierungspräsidium und Kultusministerium sehr einfach hin und her schieben ließen.

 

Bild: Die Teilnehmer:innen der Veranstaltung, vorne links Kai Nopper.

 

i: Der „Salon Rouge“ ist eine Diskussionsrunde des Ortsvereins der SPD Friedrichshafen zu aktuellen Themen. Der nächste Salon Rouge findet am 16.05.2023 zum Thema „Geflüchtete vor der eigenen Haustür – geht das? Diskussion am Beispiel Schwabstraße‘“ statt. Die Veranstaltung findet im Café des GPZ (Paulinenstraße 12) statt. Weitere Informationen unter spd-friedrichshafen.de

 

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